Das digitale Tagebuch einer vergesslichen Katze

Auf dem kleinen Balkon einer Häuserzeile in Leipzig saß Emma und beobachtete ihre Katze Momo, die diesmal nicht einfach nur faul in der Sonne lag.

Momo war zwar alt, aber neugierig geblieben. Gerade hatte Emma ein neues Gadget gekauft – ein digitales Haustiertagebuch, das automatisch alles aufzeichnete, was Momo den Tag über machte. Es versprach, ihr Verhalten und ihre Laune zu analysieren.

Am ersten Tag schien alles gut zu funktionieren, doch am nächsten Morgen war Emma überrascht. Die App zeigte, dass Momo scheinbar Stunden in der Küche verbrachte, obwohl Emma sicher war, dass sie meistens draußen auf dem Balkon war.

Neugierig untersuchte Emma das Gerät genauer. Vielleicht funktionierte der Bewegungsmelder nicht richtig oder das WLAN-Signal war zu schwach. Doch das war nicht das einzige Problem: Manchmal erschien in der App ein unverständlicher Text oder zufällige Geräusche, als ob das Gerät sich selbstständig machte.

An einem Abend setzte sich Emma mit einer Tasse Tee neben Momo und überlegte, wie sehr sie eigentlich auf Technik vertraut hatte. War es wirklich sinnvoll, einen Roboter die Persönlichkeit ihrer Katze zu interpretieren?

Sie entschied sich, das Tagebuch weniger ernst zu nehmen und mehr auf ihr eigenes Gefühl und Beobachten zu vertrauen. Momo schien zufrieden zu sein, ohne dass jede Bewegung aufgezeichnet wurde.

Am Ende des Monats hatte Emma die digitale Aufzeichnung kaum noch genutzt. Stattdessen genoss sie die gemeinsamen stillen Momente, ohne alles zu dokumentieren. Das digitale Tagebuch war für sie eher ein Experiment geblieben – interessant, manchmal lustig, aber kein Ersatz für echte Aufmerksamkeit.

Manchmal ist weniger Technik mehr, dachten beide, als Momo zufrieden schnurrend auf ihrem Schoß einschlief.