Der flüchtige Schatten im Schulflur

Es war knapp vor Schulschluss, als Lara in eine Begegnung stolperte, die ihr ganzes Verständnis von Zeit und Realität ins Wanken brachte.

Der Flur der alten Schule war ungewöhnlich leer, nur das Echo ihrer Schritte war zu hören. Plötzlich bemerkte sie einen Schatten, der schnell an ihr vorbeizog – doch kein Schüler war zu sehen. Fasziniert und zugleich verunsichert folgte sie der Spur, die sie zu einem kleinen, verborgenen Raum hinter der Bibliothek führte.

Dort fand Lara vor einem alten Schreibtisch ein vergilbtes Tagebuch, das von einer Schülerin aus der Vergangenheit stammte. Die Einträge handelten von geheimen Treffen, akademischen Rivalitäten und einer rätselhaften Aufgabe, die nie gelöst wurde. Je mehr Lara las, desto mehr fühlte sie sich mit der fremden Schülerin verbunden, als ob Zeit und Raum sich kurzschlossen.

Doch als die Schulklingel läutete, verschwand das Tagebuch spurlos, und der Raum wirkte plötzlich völlig normal, ohne jegliche Besonderheit.

Zurück in ihrem Klassenzimmer fragte sich Lara, ob sie sich alles nur eingebildet hatte oder ob ein flüchtiger Moment sie tiefer als erwartet in die Geschichte der Schule geführt hatte. Ohne endgültige Antwort, aber mit einem merkwürdigen Gefühl von Verbundenheit zu einer unbekannten Person aus der Vergangenheit schloss sie ihre Schultasche.

Manchmal, dachte Lara, ist nicht die Lösung wichtig, sondern das Erleben des Geheimnisses selbst – ein flüchtiger Schatten, der zum Nachdenken anregt, ohne je ganz gefasst zu werden.